Wieder mehr Kinder in Gaggenau

Veröffentlicht am 25.07.2017 in Fraktion
 

„Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.“ Dieses alte Sprichwort fällt einem sofort ein, wenn man darüber nachdenkt, dass noch vor kurzem ein deutlicher Rückgang bei den Kinderzahlen mit dramatischen Folgen für einige Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen prognostiziert wurde. Die aktuellen Zahlen sowohl beim Kindergartenbedarfsplan als beim Schulbericht gehen nun von einem moderaten Wachstum in unserer Stadt aus. Dies hat vor allem mit Zuwanderung in unsere Region aus anderen Teilen Deutschlands und Europas sowie mit der Flüchtlingssituation zu tun. Es hat aber auch zu tun mit der Schaffung von neuem Wohnraum für Familien, mit großen Investitionen im Bildungsbereich und mit der Vielfalt der Angebote an Betreuungseinrichtungen in unserer Stadt. Insofern haben wir auch als Kommunalpolitiker in den letzten Jahren unsere Hausaufgaben gemacht. Auch in der letzten Gemeinderatsitzung konnten wir mit der Arbeitsvergabe für die Außensportanlage an der Realschule dazu beitragen, dass nun ein jahrelang bestehendes Ärgernis beseitigt wird.

Besuche bei Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen, die wir als Fraktion regelmäßig durchführen, zeigen aber auch, dass wir uns auf  keinen Fall selbstzufrieden zurücklehnen dürfen. Der Sanierungsbedarf an einigen Schulen ist nach wie vor hoch und die Suche nach der richtigen Mischung zwischen den sehr unterschiedlichen Anforderungen der Eltern einerseits und den finanziellen und personellen Möglichkeiten der Betreuungseinrichtungen und  Schulen andererseits muss auch von städtischer Seite aus weiterhin begleitet und moderiert werden.

Außerdem müssen wir auch als Kommunalpolitiker an einigen Stellen Tacheles reden. Wenn nach einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung die amtlich prognostizierte Zahl der Schüler um knapp einer Million unter der tatsächlich erwarteten Schülerzahl liegt, dann kann man darüber nur den Kopf schütteln. Da es ja im allgemeinen so ist, dass ein heute geborenes Kind in sechs Jahren in die Schule kommt, müsste die Prognose der Schülerzahlen eigentlich eine beherrschbare mathematische Aufgabe sein. Deshalb lässt einen der Verdacht nicht los, dass die Zahlen bewusst zu niedrig gehalten werden, um Planstellen und damit Kosten zu sparen. Außerdem müssten auch seitens des Landes Baden-Württemberg endlich den immer weiter steigenden Anforderungen an die Ganztagsbetreuung Rechnung getragen werden. Statt dieser Entwicklung durch die Einstellung zusätzlicher Lehrkräfte gerecht zu werden, delegiert man die Verantwortung in diesem Bereich immer noch zu großen Teilen nach unten, an die Schulen, Kommunen und Ehrenamtlichen vor Ort. Dies kann und darf kein Dauerzustand werden.

Umbenennung der Bruchgrabenstraße in Dr. Isidor-Meyerhoff-Straße

Mit dieser Straßenbenennung möchte der Gemeinderat das Wirken des jüdischen Arztes Dr. Isidor Meyerhoff  würdigen. Herr Dr. Meyerhoff  praktizierte im Zeitraum von 1906 bis 1938 als Arzt in Rotenfels. Er war als tüchtiger, gewissenhafter und sozial eingestellter Mediziner, der nicht nur in Rotenfels, sondern auch in Gaggenau und den umliegenden Gemeinden anerkannt und beliebt war. Trotz seiner großen Verdienste wurde auch Dr. Meyerhoff ein Opfer des Rassenwahns der Nazis. Er wurde  nach 1933 gedemütigt und geschlagen und musste seine Praxis im Jahr 1938 schließen.

Wir finden es sehr verdienstvoll, dass der Arbeitskreis „Gedenken“ und mit besonderem Nachdruck Herr Ulrich Behne dafür gesorgt hat, dass die Lebensleistung und das Schicksal von Herr Dr. Meyerhoff nicht in der Anonymität der Geschichte verschwunden sind. Es bleibt zu hoffen, dass die nun erfolgte öffentliche Würdigung auch dazu beiträgt, dass die Lebensleistung von Herrn Dr. Meyerhoff, aber auch die Barbarei des Naziregimes im Geschichtsbild unserer Stadt verankert bleiben.

Gerd Pfrommer Fraktionsvorsitzender

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